Aktion Weihnachtspäckli

Einsatz 2013 in Berditschiw/Ukraine

 

Wie schon seit Jahren führt Licht im Osten die Aktion „Weihnachtspäckli“ in der Ukraine und seit einigen Jahren auch in Moldawien durch.

 

Insgesamt 4 Teams in der Ukraine und 3 Teams in Moldawien waren vom 9. – 19. Dezember unterwegs, um die Weihnachtspäckli, welche in der Schweiz mit viel Liebe gemacht wurden, weiterzugeben.

 

Die Aktion Weihnachtspäckli 2013 führte unser Team nach Berditschev in der Ukraine. Mit den beiden Pastoren Leonid und Vitaly sowie den jeweiligen Pastoren / Diakonen der örtlichen Tochtergemeinden durften wir von Dienstag bis Freitag sowie am Montag eindrückliche Besuche machen.

Viele der Besuche erfüllten uns einerseits mit Schmerz und Trauer über die vorherrschenden Zustände, doch an vielen Orten durften wir sehen, dass die Situation durch die Hilfe der Gemeinde verbessert wird. Besonders „Bethesda“ leistet hier einen grossen Dienst.

 

Hier noch einige Gedanken zu Bethesda in der Ukraine: Seit der Unabhängigkeit ist es privaten Institutionen möglich, Not leidenden Menschen öffentlich zu helfen. Mit grossem Eifer und praktisch ohne Mittel und Ausbildung nahmen auch die Kirchen diese Aufgabe wahr und packten an, wo und wie es ihnen möglich war. Sie kümmerten sich um Menschen, die irgendwelche Hilfe benötigten. Sie verstanden ihre Aufgabe im Sinne der Bibel als ein Dienst der Barmherzigkeit.

Vor einem Jahr beschloss der Vorstand von Strahl im Osten (Partnerorganisation von Licht im Osten), diesen Dienst der Nächstenliebe zu professionalisieren.

 

Die Bethesda-Frauen pflegen, führen einfache medizinische Verordnungen aus, putzen, kochen, helfen beim Essen oder bringen selbst gekochtes Essen mit, machen Einkäufe und nehmen sich Zeit, um den Menschen zuzuhören, sie zu trösten und mit ihnen zu beten. Ihr Dienst ist von der christlichen Nächstenliebe geprägt und weniger vom fachlichen Wissen. Die Klienten werden den Frauen über private Kontakte zugeführt oder vom Sozialamt zugewiesen.

 

In Gardischivka, einem Dorf in der Nähe von Berditschiv erhielten wir einen Einblick in die Bethesda-Arbeit. Besonders berührt haben mich 2 Besuche bei Familien, welche ich/wir bereits 2009 besucht hatten.

Eine Familie betreut ihren etwa 35-40 jährigen behinderten Sohn zu Hause. Bereits beim 1. Besuch 2009 durften wir ein Weihnachtspaket und warme Socken für den Sohn überreichen. Wir durften eine grosse Freude und Dankbarkeit empfangen. Die Betreuung ihres Sohnes bringt die betagten Eltern oft an die Grenzen ihrer Kräfte. Mit der tatkräftigen Hilfe der Helferinnen von Bethesda ist es den Eltern möglich, ihren Sohn bei sich zu Hause zu betreuen. Die Scheu vor den „Fremden“ war angesichts unserer Begleiter bald verflogen. In einem lebhaften Gespräch schilderten uns die Eltern ihre Situation.

 

Die Hilfe der Gemeinde und der Weihnachtspäckli lindern ihren Schmerz und geben ihnen immer wieder neuen Mut. Mit einem freundlichen Do pobatschennja und einer Einladung zu einem nächsten Besuch werden wir verabschiedet.

 

Der letzte Besuch an diesem Tag wird mir in bleibender Erinnerung bleiben. Ich erinnere mich noch gut an den Besuch am 12.12.2009. Der Besuch bei Anatoly und seiner Frau haben uns damals sehr berührt. Nach einem Arbeitsunfall in einem Sägewerk, er ist mit dem Oberkörper in das sich drehende Sägeblatt gestürzt; benötigte er dringend weitere Operationen. Zur Bezahlung wurden bereits sämtliche Möbel verkauft. Wir konnten damals mit der Gemeinde helfen, die Not zu lindern.

 

Dieses Jahr durften wir Anatoly wieder besuchen. Mit Freude aber auch mit Bangen machten wir uns auf den Weg. Was für einen aufgestellten Mann durften wir dieses Jahr sehen, obwohl ihn das Schicksal hart getroffen hat. In seinem Zimmer erzählte er uns, was seit dem letzten Besuch, an den er sich noch erinnert, passiert ist. Die Operation sei gelungen erzählt uns Anatoly, er sei aber kurz darauf massiv an MS erkrankt, die Folge ist, dass er nun an einen Rollstuhl gebunden ist und oft nur liegen kann. Daraufhin musste er sein Haus verlassen (die Ehefrau hat sich von ihm getrennt, und ist wieder verheiratet), seine Eltern haben Anatoly bei sich aufgenommen und kümmern sich rührend um ihn.

Was uns alle erstaunt und gefreut hat, Anatoly ist nicht verbittert, nein, sein Strahlen und seine leuchtenden Augen haben uns überwältigt. Er erzählt uns, dass er durch die Pflege und die Besuche der Bethesda Mitarbeiterinnen Gott kennenlernen durfte. IHM konnte er sein Schicksal anvertrauen, ER hat ihn errettet und getröstet. Sinngemäss sagte er uns, lieber einen kranken Leib aber dafür eine gesunde; errettete Seele, als ein gesunder Körper, aber dafür eine verlorene Seele. Mit Freude nehmen er und seine Eltern das Weihnachtsgeschenk an, aber sie sagen uns, dass sie vielmehr Freude an unserem Besuch und unserem „daran Denken“ hatten.

 

Wir durften bei so vielen Besuchen erleben, dass das „Dran bleiben“ und der Kontakt durch die Gemeinde und der Bethesda Helferinnen ein enorm wichtiger Bestandteil der Lebenssituation ist.

 

Am Donnerstag waren wir mit Pastor Maxim in Petschanivka unterwegs. Ein wichtiger Teil seiner Arbeit ist die Betreuung von Kindern. Im „Gebets Haus“ wird für die Kinder ein Mittagstisch mit anschliessendem Betreuungsprogramm angeboten. Freiwillige Helferinnen kochen von Montag bis Freitag für bis zu 35 Kinder ein nahrhaftes Mittagessen inkl. Suppe. Anschliessend können sich die Kinder auf die Schule vorbereiten und Hausaufgaben machen. Lehrerinnen aus der Gemeinde unterstützen sie dabei und helfen bei Unklarheiten im Unterricht weiter, zusätzlich wird auch „Kinderstunde“ und Religionsunterricht angeboten. Das Angebot steht allen Kindern vom Dorf zur Verfügung, so können auch viele Kinder ausserhalb der Gemeinde erreicht werden. Zu besonderen Anlässen werden natürlich auch die Eltern eingeladen, welche damit mit der Gemeinde in Kontakt kommen. Mit dieser Arbeit können sehr viele aussenstehende erreicht werden. Mit den Weihnachtspäckli und den Zeitschriften konnten vielen Kindern und Erwachsenen eine Weihnachtsfreude bereitet werden.

 

Die Kinder konnten es kaum erwarten, bis sie die Päckli in den Händen hielten. Einige davon durften schon vor 4 Jahren ein Päckli empfangen. Gross war die Freude, dass sie auch dieses Jahr wieder ein schönes reich gefülltes Päckli in Empfang nehmen durften. Für viele war das Päckli nicht nur ein materielles Geschenk, nein es war und ist hauptsächlich ein emotionales Geschenk, die Gewissheit zu haben, dass sie nicht alleine sind, dass es ausserhalb ihres Landes so viele Familien und Gemeinden gibt, die an sie denken. Dieses Wissen macht sie froh und gibt ihnen neue Kraft und neuen Mut für die Zukunft.

 

Besonders die älteren Leute, die wir besuchten, konnten es kaum begreifen, dass sie nicht alleine sind. Bei vielen Familien durften wir zum Abschluss des Besuches ein Segenslied singen oder auch für die Familie beten. Viele hatten dabei Tränen in den Augen, besonders berührt hat uns die alte gebrechliche Frau, die zum Gebet kniete und den Tränen freien Lauf liess. Das sind Momente, die sich bei uns ins Herz einbrannten.

 

Erfüllt mit tiefer Freude und Anteilnahme kehren wir zurück in unser Land und unsere Familien. Viele Grüsse und Gebete durften wir in unser Gepäck einpacken und an unseren Familien und Gemeinden weitergeben.

 

Thomas Piller